Montag, 14. Februar 2011

Weiterbildung zur Förderung der Langeweile

Ich habe mich bereit schlagen lassen. Da ich ja eh den ganzen Tag daheim rumsitze und mich langweile, habe ich mir gedacht, ich verfeinere das ein bisschen.

Das Jobcenter Büdingen bringt Arbeit

Ne, natürlich nicht, aber träumen ist ja noch erlaubt. Dafür hat das Jobcenter in Büdingen mir einen anderen, sehr wertvollen Vorschlag gemacht. Natürlich alles nur auf freiwilliger Basis. Gezwungen wird man ja zu nichts, aber gesehen wird es trotzdem gerne.


Jobfactory, die Chance für dein Leben

Da gibt es also diese Jobfactory, ein Zusammenschluss der WAUS (Wetterauer Beschäftigungsgessellschaft f. Arbeit, Umwelt u. Soziales gGmbH), der FAW (Fortbildungsakademie der Wirtschaft gGmbH) und des Jobcenters Büdingen. Offiziell ist die Jobfactory eine Weiterbildungseinrichtung, inoffiziell ein Pool der gefröhnten Langeweile. Die Jobfactory hat das langfristige Ziel, gescheiterte Existenzen wieder in den ersten Arbeitsmarkt einzugliedern. Damit dies auch gelingt, wurde ein Konzept entwickelt, das die Arbeitssuchenden auf den Arbeitsmarkt optimal vorbereiten soll und eine Hilfestellung bei der Bewerbung gibt. Außerdem sollen praktische Erfahrungen die eigene Bewerberposition stärken.

Klingt erstmal gut, auf den zweiten Blick entpuppt sich das Ganze allerdings als viel heiße Luft. Der Ablauf besagt, dass man im Zwei-Wochen-Rhythmus Bewerbungen schreibt und Praktika macht. Im Idealfall schreibt man zwei Wochen lang Bewerbungen, um danach eine Arbeitsstelle in Aussicht zu haben. Zumindest ein Vorstellungsgespräch, oder aber ein Praktikum. Der Vorteil ist, dass man für die Bewerbungen keinen Cent ausgeben muss. Alle nötigen Unterlagen werden in der FAW zusammengestellt (gescannt, kopiert, etc.). Dadurch lässt sich enorm Geld sparen. Ebenso bekommt man eine Monatskarte bezahlt, was auch seine Vorteile hat, nicht nur für die Bewerbungsaktivitäten. Zusätzlich werden die Bewerbungsanschreiben zusammen mit der Leitung der FAW durchgesprochen und korrigiert. Dabei kann man schon einiges an hilfreichen Informationen mitnehmen. Dennoch, so wirklich gut konzipiert ist das Alles dann doch nicht.

Lange Bewerbungsdurchläufe


Bis die erste Bewerbung tatsächlich das Haus verlässt, vergeht einiges an Zeit. Bevor man sich auf die Stellenbörsen stürzen kann, muss man erst einige formelle Hürden nehmen. Dazu gehören die Erstellung eines Kurzprofils und eines Flyers. Zu allererst jedoch wird der Lebenslauf durchgesprochen und angepasst. Das kann schon mal einige Stunden dauern, da ausführlich an Formulierungen gefeilt wird. Jedes Wort wird auf die Waagschale gelegt. Schließlich soll der Lebenslauf absolut perfekt sein. Es geht allerdings auch zu perfekt. Nachdem man also am ersten Tag damit beschäftigt war, seinen Lebenslauf auf Vordermann zu bringen, geht es ans Kurzprofil. Das ist nicht sonderlich spektakulär und ist rasch erledigt. Jedoch darf man erst danach mit der Stellensuche beginnen. In der Realität heißt das, dass man einen ganzen Tag schon mal ohne Stellensuche verplempert hat.

Ist es dann endlich soweit, und man darf den Arbeitsmarkt durchforsten, geht eine weitere, sehr lang andauernde Prozedur los. Sobald die erste, passende Stelle gefunden ist, legt man mit dem Bewerbungsanschreiben los. Steht es, wird es von vorne bis hinten durchgekaut. An sich eine gute Sache. Wenn jedoch der Chef an seinen eigenen Vorschlägen immer wieder was zu kritisieren hat, dauert es, bis die erste Bewerbung endlich draußen ist. Zeit, die anders hätte genutzt werden können.

Da es bei dieser Weiterbildungsmaßnahme mehrere Teilnehmer gibt und alle ihre Anschreiben gegengelesen haben wollen (besser gesagt: sie müssen), verzögert sich die ganze Angelegenheit noch einmal.

Förderung von Einzelfällen? Fehlanzeige!

So gemischt, wie die Teilnehmer sind, so gemischt sind auch ihre Geschichten. Damit einhergehend sind auch ihre verschiedenen Vorgehensweisen. Es braucht nicht lange, um schnell festzustellen, wo bei einigen von ihnen die Schwachpunkte liegen, die sie von einer erfolgreichen Anstellung abhalten. Darauf eingegangen wird jedoch nur im kleinen Rahmen. Zugegeben, es gibt auch Teilnehmer, die sind lernresistent und eine spezielle Förderung würde nur im Sande verlaufen. Jedoch gibt es einige Menschen, denen die richtige Motivation fehlt. Hier mal konkret anzusetzen und ihnen ihren Antrieb wieder zurückzubringen, das wäre keine schlechte Maßnahme.

Dauerfrust für ein halbes Jahr

Maximal bleibt man ein halbes Jahr in der Jobfactory. Wenn man Glück hat, findet man vorher eine Anstellung, wenn nicht, darf man sich fragen lassen, warum nicht. Die nächsten Wochen und Monate dürften also spannend werden.

© Schnute

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen